Hof-Besichtigung in Kaltbrunn: „An Bio führt kein Weg dran vorbei“

Hof-Besichtigung in Kaltbrunn: „An Bio führt kein Weg dran vorbei“

Der Begriff Idylle passt auf diesen Ort wie kein zweiter: der Biohof Müller in Kaltbrunn auf dem Bodanrück. Seit vier Jahrzehnten betreibt Familie Müller hier, einen Katzensprung von Allensbach entfernt, biologische Landwirtschaft. An einem der schönsten Sommerabende dieses Jahres habe ich den Biohof gemeinsam mit 25 Gästen besichtigt. Meine Fraktionskollegin Martina Braun, Sprecherin für den Ländlichen Raum, und Abgeordnete aus dem Wahlkreis Villingen-Schwenningen, kam als fachkundige Begleitung hinzu. Sie lebt selbst auf einem Bauernhof im Schwarzwald.

Es gab natürlich einiges zu sehen: Kühe und Bullen, Schweine, Ziegen, Pferde und Hühner, nicht zu vergessen Katzen und Hofhund Kia. Sie alle sind auf dem Hof zu Hause. Vielfalt wird dort großgeschrieben. Die Natur verlange das, erklärte Seniorchef Helmut Müller beim Rundgang rund um Ställe, Getreidelager und Maschinen. Also setzt er das um und baut eine Vielzahl an Getreidesorten an.

Im Hofladen, verbunden mit der Hofmetzgerei, werden die eigenen Produkte sowie ökologisch angebaute Lebensmittel anderer Erzeuger zum Kauf angeboten. Solar- und Biogasanlage produzieren so viel Energie, wie der Hof verbraucht. Wer sich dafür interessiert, dem öffnen die Müllers gerne ihre Pforten: Nicht zuletzt hatten auch Feriengäste ihre Zelte aufgeschlagen.

Dass Produktionsvielfalt und Bioqualität stärker, aus Sicht von Helmut Müller oft kleinlich penibel, kontrolliert werden, war bei der anschließenden Diskussion mehr als eine kritische Randnotiz. Klar wurde aber, dass „Bio“ für eine Form der intelligenteren, nachhaltigeren Landwirtschaft steht, weil sie in Kreisläufen denkt. Das seien keine Spinner mehr, sondern Pioniere, sagte Martina Braun völlig zurecht. Und ganz wichtig: Bevor wir die Wirtschaftlichkeit der Biolandwirtschaft kritisieren, sollten wir unser Konsumverhalten, unsere Lebensmittelverschwendung hinterfragen. Solange wir hier keine Fortschritte erzielen, solange ist auch der Verdruss der Landwirt*innen über billige Lebensmittelpreise mehr als berechtigt. Deshalb unterstütze ich: Wir brauchen ein Bewusstsein, eine Art neuen Gesellschaftsvertrag, der die Interessen aller bündelt: Produktion, Handel und Verbraucher*innen. Das Gesetz zum Schutz der Biodiversität ist in dieser Hinsicht ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.

Ein toller Abend, vielen Dank an die Familie Müller!

Wer sich weiter mit dem Biohof Müller beschäftigen möchte, findet im Internet einen Beitrag zum Thema Permakultur. Dafür hat ein Kamerateam der SWR-Sendung Odysso im vergangenen Jahr den Hof in Kaltbrunne besucht. Der Beitrag ist in der ARD-Mediathek zu sehen: https://www.ardmediathek.de/ard/video/odysso-wissen-im-swr/mit-permakultur-gegen-das-insektensterben/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExMTc0ODE/

(16.05.2019, etwa ab Minute 2:00)