Lindenmuseum: Sonderausstellung über geraubte Kunst

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Wir Grüne stehen seit Jahrzehnten für die Rückgabe geraubter Kulturgüter und einen respektvollen Umgang mit den ins Land gekommen Werken ein. Das Stuttgarter Linden-Museum weiß um sein „Schwieriges Erbe“ und hat so auch seine aktuelle Sonderausstellung genannt. Sie läuft noch bis Mai des kommenden Jahres. Und nach einem Fachgespräch mit Museumsleiterin Professorin Inés de Castro kann ich Ihnen nur raten: Sehen Sie sich die Ausstellung an, spätestens, sobald die Corona-Pandemie unseren Alltag weniger einschränkt. 

Professorin de Castro hat meinen Kolleg*innen und mir aus dem Grünen Arbeitskreis für Wissenschaft, Forschung und Kultur eindrucksvoll erklärt, in welchem Verhältnis das Linden-Museum und die Kolonialzeit zwischen Ende des 19. Jahrhunderts bis in den Zweiten Weltkrieg hinein standen. Insbesondere zeigen die Ausstellungsmacher*innen auf, welche Rolle der Namensgeber und einstige Vorsitzende des Trägervereins, Karl Graf von Linden (1838-1919), einnahm. 

Mich beeindruckt besonders, dass das Museum den Fokus dabei umkehrt von einseitigen Erklärungen der Kolonialgeschichte aus der Sicht unserer Gesellschaft. Stattdessen haben sich an der Erarbeitung der jetzigen Sonderausstellung zahlreiche Akteure der Herkunftsgesellschaften beteiligt. Übrigens verschließt das Museum nicht nur die Augen vor der eigenen Geschichte. Es steht auch ganz bewusst Kritik und Fragen der Besucher*innen offen gegenüber. Sie können, angelehnt an die Idee einer Werkstatt, ihre eigenen Gedanken festhalten und ihre Erfahrungen aktiv einbringen. 

Ein starkes Zeichen und eine nachhaltige Verbesserung für Provenienzforschung stellt das nun seit einem Jahr laufende Projekt „Digitale Sammlung“ dar, an dem das Linden-Museum maßgeblich beteiligt ist. Bei einigen Tausend Objekten kann so nun schon niederschwellig zur Herkunft nachgeforscht und Kritik sowie Feedback abgegeben werden – Ziel ist die Digitalisierung aller 160.000 ethnologischen Objekte des Museums.